Deutschlands marode Transportwege

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Vor ein paar Jahren verschlug es mich beruflich mehrfach für ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit nach Pakistan. Ich übertreibe nicht, wenn ich meine Reisen dorthin als „Abenteuer“ bezeichne. Pakistan, die Atommacht umzingelt von Konfliktherden (Afghanistan im Westen, die Kaschmir-Region im Nordosten), ist gewiss ein gewöhnungsbedürftiges Fleckchen Erde für ein behütet in Westeuropa aufgewachsenes Wohlstandskind wie mich.

Aber wissen Sie was? Es gibt in Pakistan etwas, das besser ist, als in Deutschland: Die Straßen! Zumindest kann ich das für die Wege behaupten, die ich dort seinerzeit gefahren bin. Nehmen wir nur den breiten, sechsspurigen Highway vom neuen und mit chinesischem Know-how gebauten Islamabader Flughafen, der übrigens später begonnen und früher fertiggestellt wurde als der neue Berliner Hauptstadt-Airport BER. Auch die meisten Straßen in Pakistans Hauptstadt Islamabad oder in der südpakistanischen Metropole Karachi sind gut in Schuss. In Deutschland dagegen rumpelt man mit dem Auto in den Städten von Schlagloch zu Schlagloch. Gerade jetzt im Winter reißen die oftmals bereits mehrfach lokal geflickten Schadstellen in den Asphaltbelägen wieder auf und führen zu teils 20cm tiefen Kratern, die für Autos, deren Räder dort versinken, zur regelrechten Unfallgefahr werden.

Einstürzende Altbauten

Ein noch gravierenderes weil in der Beseitigung teureres Problem sind die unzähligen maroden Brücken in Städten und entlang der Bundes-Autobahnen. Während beispielsweise in Berlin wichtige Verkehrsadern über die Spree wie die „Elsenbrücke“ mehrfach notgesperrt und ungeplant neu gebaut werden mussten, hat die Autobahn GmbH an diesem Wochenende die Sprengung einer alten Brücke an der A45 als „social media highlight“ verkauft, dabei ist das nur ein weiteres peinliches Beispiel für den Investitionsstau auf Deutschlands Straßen und Transportwegen.

Aber klar, man kann eine Sprengung natürlich auch „schön“ finden – wenn man im warmen Redaktionsbüro der Social Media Abteilung sitzt und nicht etwa als LKW-Fahrer auf eine tragfähige, solide Autobahnbrücke angewiesen ist.

Man muss kein Prophet sein, um Bundesverkehrsminister Volker Wissing eine Herkules-Aufgabe in Sachen Verkehrswege-Sanierung zu attestieren. Ironischerweise muss er dabei jetzt zunächst seinem eigenen Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner Gelder abtrotzen und dann dafür sorgen, dass die Gelder schnell verbaut werden, damit der Verkehr wieder (gefahrlos) und ohne das mühsam von der FDP in den Koalitionsverhandlungen der „Ampel“-Parteien verhinderte Tempolimit rollt.

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