Das endlose Berliner Flughafen-Debakel

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Wegen der Corona-Pandemie bin ich in den letzten Monaten nur noch äußerst selten ins Büro gefahren – Telearbeit sei Dank. Somit war und ist es mir auch möglich, mich von der potenziellen Virenschleuder des Öffentlichen Nahverkehrs fernzuhalten. Diese Pandemie hat zweifellos ihre guten Seiten, man spart Wege- und damit Lebenszeit.

Ab und an allerdings, zieht es mich dennoch ins Büro. Manche Dinge wie das Unterschreiben von Rechnungen lassen sich (noch) nicht digitalisieren. So musste ich dann auch Anfang des Monats für einen Tag meine heimische Filterblase verlassen und fuhr – dick maskiert – mit der S-Bahn in die Stadt ins Büro. Bevor ich dort ankam, um meinen Schreibtisch zu entstauben und die bewussten Rechnungen freizuzeichnen, hörte ich in der S-Bahn per Lautsprecher-Durchsage schier Unglaubliches: „Pliehs tschäntsch hier for Bi-I-Ar Ährport!“

Von der Dauerbaustelle zum Industriedenkmal – ohne Zwischenschritt

Nun ist er also tatsächlich geöffnet, der neue Hauptstadtflughafen BER. Damit geht ein gutes Dutzend Jahre dauernder Bau-Krimi seinem Ende entgegen, obwohl die Bösewichte wie zum Beispiel die einstigen Flughafen-Aufsichtsräte Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) noch immer auf freiem Fuß sind. Die Verzögerungen beim Bau des größten deutschen Infrastrukturprojektes der letzten zwanzig Jahre haben sie ebenso mitzuverantworten wie die Kostenexplosion von mehreren Milliarden Euro gegenüber ursprünglichen Planungen. Aber danach fragt heute niemand mehr.

Und nachdem nun also der Flughafen in Betrieb, der alte Tegeler Stadtflughafen dicht und die Ansagen in der S-Bahn den neuen Gegebenheiten angepasst sind … geht das Drama um den BER-Airport dennoch weiter. Dieses Mal gibt es noch nicht mal Schuldige – sieht man einmal von den fiesen Corona-Viren ab.

Berliner fliegen nicht mehr

Die Reisebeschränkungen durch COVID-19 aber auch eine vorauseilende Vorsicht vieler Reisekunden sind ursächlich für einen bereits seit dem Frühjahr deutlich eingebrochenen Personen-Flugverkehr. Das reißt natürlich neue Löcher in die ohnehin leeren Kassen der Flughafengesellschaft. Schon ist zu lesen, dass die Betreiber der Politik offen mit einer vorübergehenden Schließung des BER gedroht haben – wenn keine neuen Finanzhilfen vom Fiskus fließen.

Aber selbst wenn die Politik den Drohungen von Flughafenchef Lütke-Daldrup nachgibt – es bleibt ihr ja quasi nichts anderes übrig – ist der Flughafen noch längst nicht aus dem Schneider. Experten rechnen infolge der andauernden Pandemie auch 2021 nicht mit normalem Fluggast-Aufkommen. Hinzukommt, dass sich etliche Airlines, die den neuen Hauptstadtflughafen ansteuern oder sich dort gar ein Drehkreuz aufbauen wollten, in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden. Die Carrier kamen teilweise nicht umhin, Flugzeuge auszuflotten und die Flugpläne auazudünnen. Deutschlands Branchenprimus Lufthansa musste gar mit Staatshilfen vor der sicheren Insolvenz gerettet werden.

Das kann dem BER auch noch bevorstehen. Die Kalkulation der Betreibergesellschaft hat vor Corona mit der Aufnahme des regulären Betriebes einen wirtschaftlichen Befreiungsschlag erhofft – der nun ausbleiben wird. Kommt es ganz schlimm und der Flugverkehr verharrt wegen einer Mischung aus Infektionsangst und wachsendem Bewusstsein für Klimaschutz länger auf dem jetzigen Niveau, kann der BER schon bald vom Dauer-Bauplatz zum Industriedenkmal werden – ohne dabei den Zwischenschritt eines florierenden Metropolen-Flughafens erreicht zu haben. Der Dumme ist auch dann wieder: Der Steuerzahler.

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