Die Verkehrsrevolution von Amman

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Foto oben: Es ist praktisch unmöglich, im Auto-Dschungel von Amman kein Elektroauto zu sehen. Vor allem Volkswagens Elektro-SUV sind in der jordanischen Hauptstadt an jeder Straßenecke zu finden.

Auch im Jahr 2023 tobt im technologieskeptischen Deutschland noch eine heiße Diskussion über die Elektromobilität und ihre vermeintlichen Nebenwirkungen. Vor allem in konservativen und liberalen Kreisen wird man nicht müde, Risiken und angebliche Einschränkungen für Nutzer von Elektroautos zu beklagen. Manchmal könnte man meinen, es handelt sich bei Batteriefahrzeugen um gefährliche Maschinen, die böse Krankheiten hervorrufen können, so wie es – hoppla – ebenfalls vor allem in Deutschland anfangs den Mikrowellen und Mobiltelefonen nachgesagt wurde.

Ich habe die seltsame Scheu der Deutschen gegenüber der Antriebswende auch schon vor längerer Zeit in einem eigenen Blogbeitrag thematisiert und seitdem hat sich leider nicht so viel daran geändert, aller Verkaufsrekorde von Batteriefahrzeugen zum Trotz.

Ein Entwicklungsland ist schon viel weiter

Ausgerechnet auf einer Dienstreise in das Entwicklungsland Jordanien konnte ich neulich eine überraschend andere und wesentlich positivere Herangehensweise an die Verkehrswende beobachten. Eine kleine Vorbemerkung dazu: Es gibt ja Leute, die immer dann, wenn unsereins beginnt, vom „Siegeszug der Elektromobilität“ zu schwärmen, schon einwenden, dass dieser Siegeszug wenn überhaupt dann allenfalls in China, den USA und Europa stattfindet. Aber wissen Sie was? In Jordaniens Hauptstadt Amman fahren mehr ID.3, ID.4 und ID.6 herum, als auf den Schlaglochpisten (auch „Straßen“ genannt) Berlins. Gerade im Fall des ID.6 ist das bemerkenswert, denn dieser Oberklasse-SUV wird nur für den chinesischen Markt produziert und ist in Deutschland beispielsweise gar nicht offiziell im VW-Autohaus zu haben.

Reichweitenangst? Da lacht ja das Kamel!

Die Elektroautos des Wolfsburger Autogiganten werden im Hashemitischen Königreich Jordanien also offenbar in großen Stückzahlen importiert – und zwar zumeist direkt aus China, wie entsprechende Schriftzeichen und Typenbezeichnungen auf den Fahrzeugen vermuten lassen. In kleineren, aber dennoch beachtlichen Stückzahlen sieht man in Amman zudem Autos des chinesischen Herstellers BYD und natürlich Teslas. Ich habe sogar einen Mustang Mach-E gesehen, der in Jordanien ebenfalls nur als Grau-Import zu haben sein dürfte.

Sorgen scheint das in Jordanien keinem Kunden zu machen. Dass man vor Ort praktisch keine Werkstatt findet, die die Fahrzeuge reparieren kann – schon gar nicht mit offiziellem Segen der jeweiligen Hersteller – kein Problem für jordanische Elektrofans! Dass es in der Hauptstadt Amman, geschweige denn an Autobahnen im Land praktisch keine öffentliche Ladeinfrastruktur gibt – kein Problem für jordanische Elektrofans! Abgesehen von einigen handverlesenen AC-Ladestationen in Parkhäusern gibt es Ladeinfrastruktur maximal auf den Parkplätzen einiger Luxushotels am Toten Meer sowie in der Touristenhochburg Aqaba am Roten Meer. Aber Reichweitenangst scheinen Jordanier nicht zu kennen.

Ganz abgesehen davon ist Jordanien zwar keineswegs das ärmste Land in der Region und verfügt über eine vergleichsweise harte, an den Dollar gekoppelte Währung, aber die importierten Elektroautos kosten ihre Käufer in Jordanien trotzdem halbe Vermögen. Und abgesehen von einer anfänglichen, steuerlichen Förderung gibt es dafür keine nennenswerte Unterstützung der öffentlichen Hand.

Auch das in diesem Fall wirklich riskante Laden, dass sich dem Vernehmen nach zu mehr als 99 Prozent auf heimische Ladevorgänge stützt, scheint in Jordanien keinen Käufer vom Elektroauto abzuschrecken.

Wenn man mit solchen Eindrücken nach Deutschland zurückkehrt, das Internet aufmacht und als Erstes wieder Überschriften liest, die lauten: „Der Durchbruch der Elektromobilität ist keineswegs ausgemacht“ oder „Keine Ladesäulen! Die Angst der E-Autofahrer vor dem Urlaub“, kann man nur noch müde lächeln. Manche in diesem Land benötigen offenbar dringend eine Psychotherapie gegen ihre Angstzustände …

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